"Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht."
Stefan Zweig: Die Welt von Gestern
🔺: neu
▫️Franz Werfel: Das Lied von Bernadette
▫️Giuliano da Empoli: Der Magier im Kreml 🔺
▫️Theresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert 🔺
▫️Mariana Leky: Kummer aller Art 🔺
▫️Eva Gesine Baur: Einsame Klasse: Das Leben der Marlene Dietrich
▫️S. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
▫️Christoph Ransmayr: Cox oder Der Lauf der Zeit
▫️Umberto Eco: Der Name der Rose
▫️Italo Calvino: Herr Palomar
▫️Franz Kafka: Ein Kommentar
▫️Vincent Klink: Ein Bauch spaziert durch Venedig 🔺
▫️Jules Verne: Reise zum Mittelpunkt der Erde
▫️Ray Bradbury: Fahrenheit 451
▫️George Orwell: Farm der Tiere
▫️George Orwell: 1984
▫️Tom Clancy: Command Authority | Kampf um die Krim
▫️Richard Harris: Intrige
▫️Stefan Zweig: Schachnovelle 🔺
▫️Annette Dittert: London Calling 🔺
▫️Stefan Zweig: Die Welt von Gestern 🔺
▫️Hellmuth Karasek: Billy Wilder - Eine Nahaufnahme
▫️Margot Lee Shetterly: Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen
▫️Simon Singh: Fermats letzter Satz 🔺
▫️Dava Sobel und William J.H. Andrewes: Längengrad
▫️Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen
▫️Manfred Geier: Worüber kluge Menschen lachen: Kleine Philosophie des Humors
▫️Uwe Wittstock: Februar 33 - Der Winter der Literatur
▫️Peter Sloterdijk: Wer noch kein Grau gedacht hat - Eine Farbenlehre
▫️Rolf Hosfeld: Heinrich Heine - Die Erfindung des europäischen Intellektuellen
▫️Wiebke Hüster: Birgit Keil. Glück ist, wenn auch die Seele tanzt
▫️Domenico Gentile: Casalinga - Die Küche der süditalienischen Hausfrauen
▫️Gerd Danigels: Schöner unsere Paläste - Fotos aus der DDR
▫️Edited by Steve Christ: The Polaroid Book - - 254 Photographs by 203 Artists 🔺
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Vorab: Es scheint, als wenn unsere Erde ein großes Narrenhospital ist, wo aus dem ungeheuren Universo alle Narren hingeschickt
werden, um Quarantäne zu halten. Immanuel Kant (1724 -1804)
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Franz Werfel: Das Lied von Bernadette
Franz Werfel ist ein Autor, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. So – stellt man sich vor – müssen Romane geschrieben werden: Aus Sprache eine Welt malen. Der Inhalt? – Franz Werfel – auf der Flucht vor den Nazis - kommt Ende Juni 1940 mit seiner Frau nach Lourdes und kann sich dort mehrere Wochen verbergen, bevor die Familie schließlich nach Amerika emigrieren kann. In den Wochen zwischen Angst und Hoffnung legt Werfel ein Gelübde ab: "Werde ich herausgeführt aus dieser verzweifelten Lage und darf die rettende Küste Amerikas erreichen ... dann will ich als erstes vor jeder anderen Arbeit das Lied von Bernadette singen, so gut ich es kann." (Werfel, Franz: Das Lied von Bernadette – Ein persönliches Vorwort, Los Angeles, im Mai 1941). Es ist also die Geschichte von Bernadette Soubirous und den Wundern von Lourdes. Meisterhaft, anrührend und ausgesprochen plastisch erzählt. GS
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Giuliano da Empoli: Der Magier im Kreml
Giuliano da Empoli war stellvertretender Bürgermeister für Kultur in Florenz und leitender Berater des italienischen Premierministers Matteo Renzi. Er ist Professor für vergleichende Politikwissenschaft an der internationalen Forschungsuniversität Sciences Po Paris, Gründer des Think Tank Volta und wurde für seinen Debütroman „Le Mage du Kremlin“ mit dem „Grand Prix du roman de l’Acedémie française“ ausgezeichnet.
Wie inszeniert man Macht? Das ist Thema des Romans. Der Protagonist, Vadim Baranow, Produzent von TV-Shows, wird zum Spindoktor Putins, errichtet ein absolutistisches Regime voller Intrigen und Gewalt, gestützt durch Propaganda und Fake-News. Der Protagonist soll ein reales Vorbild haben - Wladislaw Surkow, bis 2020 Berater von Putin, seitdem spurlos verschwunden - reale Personen begegnen uns auch sonst in diesem Roman. Aber: „Alle Fakten sind real, die Dialoge sind erfunden“, sagt da Empoli in einem Interview mit der NZZ. Hochspannung ist garantiert.
GS 2023
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Theresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert
Vorhang auf für ein belletristisches Kammerspiel in mehreren Gängen und Variationen! Versammelt ist das intellektuelle Biedermeier. Es weiß sich nichts eigentlich Neues zu erzählen: Es ist vielmehr ein Schlagabtausch gängiger Ansichten, in der Hoffnung auf Zustimmung - was nicht immer gelingt. Garniert mit passenden „Verzehr-Empfehlungen“ und Musiktiteln von Barock bis Brönner wird mit viel Humor ein Lifestyle-Milieu begutachtet. GS
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Mariana Leky: Kummer aller Art
Mariana Leky ist eine Meisterin des hintergründigen und leisen Humors. Diese Kolumnensammlung handelt von Menschen, deren Leben irgendwie in Unordnung geraten ist. Wobei - gibt es eigentlich ein durch und durch ordentliches Leben? Oder gibt es nur die mit der Zeit erlernte Fähigkeit, den eigenen Unzulänglichkeiten und den allgemeinen Unwägbarkeiten eine distanzierte und damit handhabbare Sichtweise abzugewinnen? „Alle wirken äußerlich blitzblank, nur in unserem Innern sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa …“ stellt einer der Protagonisten fest.
Wie wahr! Das Buch ist eine Art literarischer Erste-Hilfe-Kasten, wenn mal wieder der Himmel einzustürzen droht. GS
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Eva Gesine Baur: Einsame Klasse: Das Leben der Marlene Dietrich
Marlene Dietrich wurde 1901 in Berlin-Schöneberg geboren und starb 1992 in Paris. Die Autorin schreibt die außerordentlich einfühlsame Biografie einer absoluten Ausnahmekünstlerin, einer sehr disziplinierten und fürsorgenden Frau und einer Persönlichkeit, die sich nicht vereinnahmen und verorten läßt. Bestens recherchiert und im Kontext mit den politischen und kulturellen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts dargestellt: Gleichzeitig ein Geschichtsbuch der anderen Art. GS
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F. Scott Fitzgerald Der große Gatsby
(The Great Gatsby, 1925)
Die Geschichte von Jay Gatsby, der fest daran glaubt, durch Reichtum seine verloren gegangene große Liebe beeindrucken und wiedergewinnen zu können, ist meisterhaft komponiert und raffiniert erzählt: Nämlich aus der Sicht des an sich von den Geschehnissen und Emotionen nicht betroffenen Nachbarn Nick Carraway – der einzige aus Gatsbys illustrer und teilweise bizarrer Entourage, der sich für den Menschen Jay interessiert. Die Novelle gehört zu den Klassikern der amerikanischen Literatur, nicht zuletzt wegen eines gekonnten Erzählstils und einer geschliffenen Sprache: Ironisch-distanziert, wenn es um die Befindlichkeit der Protagonisten des „Jazz Age“ geht, in vielen Passagen poetisch, im Rückblick sachlich-analysierend. Die Dialoge treffen punktgenau den jeweiligen Charakter des Sprechenden. Es gibt viele Übersetzungen. Ein Vergleich lohnt sich. GS
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Christoph Ransmayr: Cox oder Der Lauf der Zeit
Alistair Cox, ein englischer Uhrmacher, reist im 18. Jahrhundert zusammen mit drei Gefährten nach China: Er soll für den gottgleichen Kaiser Qiánlóng Uhren - besser vielleicht: Automaten - bauen, die die Zeit abbilden, einfangen - gar bändigen? Der chinesische Herrscher gebietet über Mensch und Tier, über Schicksale und Jahreszeiten. Wenn er also auch noch über die Zeit verfügen könnte...? Cox soll ihm zuerst eine Uhr bauen, die die Kindheit zeigt, dann eine, die den Tod verkörpert und zuletzt einen Automaten, der die Ewigkeit abbildet. Cox, zutiefst unglücklich seit dem Tod seiner Tochter, findet in der langen Reise zu einer fremden Kultur und in der Auseinandersetzung mit Kindheit, Tod und Ewigkeit zu sich selbst.
Faszinierend ist Ransmayrs Stil: Es gelingt ihm, mit wenigen Worten, in wenigen Absätzen, farbenprächtige Welten entstehen zu lassen, komplexe Geschichten zu erzählen, Tiefgründiges mitzuteilen. Bestechend die Uhren, die Cox erfindet! Überraschend und im wahren Wortsinn genial ist der Schluß, die Uhr der Ewigkeit...
Historisch verbürgt: Es gab im 18. Jh. einen Automatenbauer James Cox, der versuchte, ein Perpetuum Mobile zu bauen. Auch lieferte er viele Uhren an den Kaiser Qiánlóng.
Aber alles andere ist Fiktion! Erdacht von Christoph Ransmayr. Nicht wirklich, aber wahr. GS
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Umberto Eco: Der Name der Rose
Man schreibt das Jahr 1327: Eine Serie von unerklärlichen Todesfällen erschüttert die Glaubensgemeinschaft in einem Benediktinerkloster. William von Baskerville, ein Franziskaner, wird um Hilfe gebeten. Die Spur führt zur Klosterbibliothek, wo das verschollene 2. Buch der Poetik des Aristoteles eifersüchtig bewacht und verborgen wird. Denn in diesem Werk wir die Philosophie des Lachens behandelt, die Komödie beschrieben … Lachen ist aber eine Ketzerei, jedenfalls zu diesen Zeiten … GS
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Italo Calvino: Herr Palomar
In 27 kleinen Geschichten versucht Italo Calvino, uns einen Menschen näher zu bringen, den nur eines umtreibt: den Fragen des Lebens auf den Grund zu gehen: „Niemand betrachtet den Mond am Nachmittag, und dabei hätte er um diese Zeit unsere Aufmerksamkeit am dringendsten nötig, da seine Existenz noch in Frage steht.“ Genau das ist es, was ich lesen will. Felsenfest stehende Tatsachen, und doch ein winziger Funke Unsicherheit. Was wäre, wenn sich Selene bereits von uns verabschiedet hat? Wenn sie gar nicht daran dächte, uns ihre Entscheidung des Nichterscheinens zukommen zu lassen? Herr Palomar beobachtet die Dinge in seinem Umfeld mit höchster Präzision. Wie etwa ein Fotograf, der mit der größtmöglichen Zeitlupe Werden und Vergehen eines Wesens zu dokumentieren versucht. Dabei ist aber gänzlich im Unklaren, wie sich die Dinge hinter den Dingen verhalten, welchen Einfluß sie korrespondierend nehmen und ob ihnen mit präzisen Beschreibungen eine unumstößliche Wertigkeit zuzuschreiben wäre. Kurz und gut: unser Protagonist hat der Oberflächlichkeit, der Gleichgültigkeit gegenüber dem Besonderen den Kampf angesagt.
Und so betrachtet Herr Palomar nicht nur denn Mond am Nachmittag, sondern er versucht, eine Welle zu lesen. Er reiht sich in die wartende Schlange in einem Pariser Käseladen ein, betrachtet von seinem Garten aus die Sterne und sinniert über die Ordnung der Schuppentiere.
Vielleicht, vermute ich, würde Herr Palomar sein unnachgiebig konsequentes Vorgehen beim Betrachten der Dinge mit dem Schälen einer Zwiebel vergleichen. Aber nein, nicht ganz: das wäre ja ein endliches Werk.
Auf denn: Begleiten Sie unseren emsigen Römer auf seiner Suche! Die gerade einmal 127 Seiten werden Ihnen bis zur letzten gefallen. RS
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Ein Kommentar
„Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, daß es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich mußte mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: ‚Von mir willst Du den Weg erfahren?‘ ‚Ja‘ sagte ich ‚da ich ihn selbst nicht finden kann‘ ‚Gibs auf, gibs auf‘ sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.“
Franz Kafka (1883 - 1924)
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Vincent Klink: Ein Bauch spaziert durch Venedig
Eine Reisebeschreibung der besonderen Art. Der Stuttgarter Sternekoch, Inhaber der „Wielandshöhe“, reist mit seiner Tochter „ins Land, wo die Zitronen blühen“. Mit im Gepäck die Betrachtungen einiger Reisender vor ihm: Michel de Montaigne, Goethe … Es ist eine gemütliche Reise mit dem Auto von der Schwabenmetropole in die Lagunenstadt, durch Südtirol und Venetien. Eine Reise mit vielen Zwischenstopps, um Land und Leute, Kunst und Kulinarik, Architektur und Atmosphäre zu genießen. Literarisch ein Sternemenü, weil höchst vergnüglich und behaglich zu lesen mit vielen neuen Genußmomenten. Man erfährt viel: Über Giotto beispielsweise und über die Geschichte Venedigs, über die Zubereitung von Sarde in saòr (marinierte Sardinen) und über komfortable Herbergen. Und auch, warum Italien wohl immer ein Sehnsuchtsort bleiben wird. GS
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Jules Verne: Reise zum Mittelpunkt der Erde
Im Jahr 1864 schrieb dieser vielseitige, im französischen Nantes geborene Autor seinen futuristischen Klassiker, der heute wie damals breite Leserschichten fesselte und über die Jahre in mehreren Ländern Verfilmungen erfuhr.
Zur utopischen Geschichte: Der deutsche Professor Lidenbrock entziffert mit Hilfe seines Neffen Axel eine isländische Runenschrift von Snorri Sturluson, die ihn veranlaßt, Island zu besuchen und in den Krater des Vulkan Snæfellsjökull hinabzusteigen. Begleitet wird er von Axel und dem isländischen Helfer Hans. Die spannende, gefährliche 5000 Kilometer lange Reise unter Land und Meer läßt sie viele Abenteuer bestehen und wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln. Dem Tode entronnen sie nur knapp, als sie vom Stromboli schließlich ausgespuckt wurden und in Hamburg der wissenschaftlichen Fachwelt ihre Erlebnisse stolz präsentierten.
Allein mit dieser phantastischen Geschichte (und es gibt Dutzende) hat Jules Verne Generationen immer wieder fasziniert. Nach ihm benannte die Europäische Raumagentur einen unbemannten Weltraum-Transporter. Eine Segelboot-Trophy (Weltumrundung - was sonst) trägt seinen Namen ebenso wie ein französischer Gebirgszug, ein Mondkrater, ein Berg in der Antarktis. Um das Wesentliche zu nennen. - RS
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Ray Bradbury: Fahrenheit 451*
Ray Bradbury, vielfach ausgezeichneter US-amerikanischer Drehbuchautor und Schriftsteller (1920-2012), schrieb diesen Roman über eine fiktive Gesellschaft der Zukunft, in der es ein Verbrechen war, Bücher zu besitzen. Die Menschen lebten anonym, rechtlos und unter pausenloser Beschallung der gelenkten Medien.
Sein Protagonist Guy Montag ist in dieser restriktiven Kulisse Feuerwehrmann mit der speziellen Aufgabe, Bücherbesitzer aufzuspüren und deren Bücher mit einem Flammenwerfer zu vernichten. Mechanische Spürhunde verfolgen Staatsfeinde, selbständiges Denken und nicht angepaßtes Handeln bringt Menschen in große Gefahr. So auch Guy, der einige Bücher versteckt hält, sie auch liest, sogar seiner Frau Mildred und ihren Freundinnen daraus vorliest. Mildred, die ihrem Mann vollkommen gleichgültig gegenübersteht, verrät ihn bei Feuerwehr-Hauptmann Beatty. Dieser befiehlt Guy, das eigene Haus und seine Bücher zu verbrennen, doch Guy richtet das Feuer gegen den Captain und verbrennt ihn.
Guy flüchtet, von einem Spürhund gehetzt, zu einer Gruppe von Menschen, die versteckt in umliegenden Wäldern leben, Bücher besitzen oder zumindest Erinnerungen daran wachhalten. Derweil wird seine Heimatstadt bombardiert und geht in Flammen auf. Mit dem Mythos des Phoenix, der aus eigener Asche wieder aufersteht, um ewig zu leben, verbinden die Überlebenden die Hoffnung, wieder an einen Ort zurückzukehren, wo Bücher erlaubt sein werden.
Ray Bradburys Roman ist eine Dystopie, die Schilderung einer grausamen, autoritären Zukunftsgesellschaft. Man kann das Buch als Weckruf gegen das Vergessen verstehen, als Plädoyer für ein Wissen um die Bedeutung unserer Vergangenheit. Und als Warnung vor Gleichgültigkeit und Rechtlosigkeit, gegen die jeder einzelne aufgerufen ist, sich mit Mut und Optimismus zu wehren.
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* Der Titel bezieht sich auf die vermutete Temperatur Fahrenheit 451 (etwa 233° Celsius), bei der sich Papier von selbst entzündet. Das Buch erschien 1953 im Verlag Ballantine Books. - RS
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George Orwell: Farm der Tiere
Das neben 1984 bekannteste Werk des englischen Schriftstellers und Journalisten George Orwell (1903 - 1950) ist die bittere Kritik des überzeugten Sozialisten und Spanien-Kämpfers an der russischen Revolution, der Diktatur Stalins und der Kommunistischen Partei. Die Revolution der Tiere, die sich in seinem utopischen Roman anfangs erfolgreich gegen die Herrschaft der Menschen und deren Ausbeutung auflehnen, endet in einer noch stärkeren Unterdrückung durch ihresgleichen. Die Herrschaft der Schweine (der Bolschewisten) kulminiert in dem finalen Gebot: Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.
Die Entsprechungen der Tiere mit den handelnden Personen und Gesellschaftsklassen Russlands sind ebenso vielfältig wie treffend: Der Eber Napoleon symbolisiert Stalin, der recht bald seinen Partner Schneeball (Trotzki) durch seine Hundemeute (Geheimdienst NKWD) vertreiben läßt. Die Politik des Diktators propagiert und erklärt das kleine, dicke Schwein Quiekschnauz (Molotow). Die drei Klassen der Gesellschaft werden von den Pferden Boxer (das hart arbeitende,Proletariat), Kleeblatt (gebildete Schichten) und Mollie (Bourgeoisie) dargestellt.
Mr. Pilkington, Inhaber der Fuchswaldfarm, versteht sich anfangs gut mit Napoleon und kooperiert mit ihm. Hier wird der Vergleich zu den westlichen Mächten USA und Großbritannien gezogen. Auch Mr. Frederick (Hitler) macht anfangs Geschäfte mit der Farm der Tiere, bis es zu Streit und Krieg kommt.
George Orwell veröffentlichte seinen utopischen Roman 1945. Grundlage waren unter anderem seine Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg mit fanatischen Bolschewisten. Seine Veröffentlichung gestaltete sich jedoch äußerst schwierig. Viele Verleger lehnten den Druck ab, auch auf Anraten britischer Regierungsstellen. Schließlich fand sich der Verlag Secker & Warburg bereit zur Veröffentlichung. Ein Jahr später erschien Animal Farm in den USA.
Bis zur Wende in den 90er Jahren war das Werk in den Ostblock-Ländern verboten. WIKI (Farm der Tiere) hält fest: „Westliche Geheimdienste versuchten unter der Führung der CIA den Roman von 1952 bis 1959 zu tausenden mittels 3-Meter-Ballonen von drei Startplätzen in Westdeutschland aus im Ostblock zu verbreiten. Die Luftwaffen Polens, Ungarns und der Tschechoslowakei hatten den Auftrag, diese in der Operation Aedinosaur gestarteten Ballone abzuschießen, aufgefundene Bücher sollten zerstört werden.“ - RS
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George Orwell: 1984
Wie viele Menschen vor mir werden 1984 von George Orwell gelesen haben, ein Buch, das er 1948 schrieb? Die Angst vor einer diktatorischen Zukunftsgestaltung voller Leid und Gewalt, Manipulation und Unterdrückung, Demütigung und Umerziehung dürfte ein treibendes Moment sein, weshalb 1984 heute, 73 Jahre später, immer noch Millionen Leser anzieht.
Laut WiKi wurde das Buch 1999 in Frankreich auf Platz 22 der Liste der 100 besten Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt. Im Januar 2017 landete es auf der Amazon-Bestseller-Liste in den USA auf Platz 1. In der DDR war es als staatsfeindliche Hetzschrift verboten. Für Lektüre und Verleih drohten Zuchthausstrafen.
Der Inhalt sei kurz zusammengefaßt: Der Protagonist Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit* und will sich, weil er den Glauben an den Großen Bruder (Big Brother is watching you) verliert, Menschen anschließen, die sich im Widerstand zu den diktatorischen Verhältnissen befinden. Winston ist interessiert an der Vergangenheit. Dies um so mehr, als eine seiner Hauptaufgaben darin besteht, im *Miniwahr (Kurzform) die Vergangenheit nach den aktuellen Bedürfnissen der Diktatur umzuschreiben und so die Geschichte der Menschen und ihrer Beziehungen kontinuierlich zu löschen, so daß die Lüge als Bestandteil der Geschichte zur Wahrheit wird. Ein Mittel zur Umerziehung ist hierbei die Amtssprache Neusprech, die kontinuierlich die Alltagssprache auf die Bedürfnisse der herrschenden Partei herunterbricht. Die Wirklichkeit: Umerziehungs- und Folterlager, heißen Lustlager; aus Krieg wird Frieden, aus Unwissenheit Stärke.
Auf der Suche nach Bundesgenossen gerät er in die Fänge der Gedankenpolizei des Ministeriums für Liebe (Minilieb). Hier wird er im Raum 101 einer langen Folter unterzogen und erinnert sich nach dem letzten Umerziehungsschritt nicht mehr an seine Sehnsucht nach Freiheit.
George Orwell schließt sein 1984 mit einer längeren Abhandlung über die Grundlagen von Neusprech und verdeutlicht den Sinn dieser sprachlichen Vergewaltigung, indem er den Beginn der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zitiert und feststellt: „Es wäre ganz unmöglich gewesen, dies in Neusprech wiederzugeben und dabei den Sinn des Originals zu erhalten. Am nächsten käme man der Lösung, wenn man die gesamte Passage in einem einzigen Wort aufgehen ließe: Deliktdenk.“ (S. 398) RS
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Tom Clancy: Command Authority/ Kampf um die Krim (2014)
Es kommt immer wieder einmal vor, daß ein fiktiver Roman (Fahrenheit 451 von Ray Bradbury oder 1984 von George Orwell) Entwicklungen einer Zeit vorwegnimmt. So auch bei Command Authority (Oberste Befehlsgewalt) von Tom Clancy. Dieser 2013 zuerst in englischer Sprache erschienene, fiktive Politthriller ist neun Jahre später von unglaublicher Aktualität. Er handelt von nichts geringerem als dem Angriff Rußlands auf die Ukraine, nachdem ihr Überfall auf Estland von der NATO zurückgeschlagen worden war. Die Parallelität zu heutigen Ereignissen, dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022, ist ausgesprochen beunruhigend. Ebenso wurden vom Autor die Annexion der Krim 2014 und die Destabilisierung des Donbass durch Russland vorweggenommen. („Wolodin möchte die Krim und die südliche Ukraine an Rußland anschließen. Er weiß jedoch, daß es viel schwerer für ihn wird, wenn die Ukraine erst einmal NATO-Mitglied ist. Er muß also möglichst schnell handeln, um dem zuvorzukommen.“ Kapitel 7) Wolodin - wen wundert es jetzt noch - wird mit einem Putin sehr ähnlichen Lebenslauf vorgestellt.
Prominent wird die Abhängigkeit westlicher europäischer Staaten vom Erdgas Russlands thematisiert. Auch die erfolglosen Bemühungen der Ukraine, in die NATO aufgenommen zu werden, spielen eine Rolle. Man weiß es nicht, aber hätte es vielleicht etwas genutzt, wenn politisch Verantwortliche des westlichen Europa diesen spannenden Roman bei seinem Erscheinen gelesen hätten?
RS
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Richard Harris: Intrige
Dieses Buch nimmt einen gefangen. Es ist hervorragend recherchiert und authentisch. Erzählt wird die Geschichte eines Justizirrtums und eines der größten Skandale, die Frankreich je erschütterten. So wurde der französische Hauptmann Alfred Dreyfus, ein jüdischer Elsässer, 1894 vom Französischen Kriegsgericht wegen Spionagetätigkeit zugunsten des Deutschen Kaiserreiches zu lebenslanger Haft verurteilt und auf die Teufelsinsel vor der Küste von Französisch-Guayana verbannt. Der um Dreyfus' Rehabilitierung ringende Chef des Französischen Auslandsgeheimdienstes, Major Marie-Georges Picquart, sowie Émile Zola und viele andere, authentische Personen der Zeit verleihen Robert Harris' Roman historische Dichte und Wahrhaftigkeit. - GS
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Stefan Zweig: Schachnovelle
Das Werk, daß in der Person des Erzählers auch autobiographische Züge trägt, schildert in großer Eindringlichkeit, welchem Druck Menschen ausgesetzt sind, die sich in Isolationshaft befinden und gegen die Zerstörung ihrer Person ankämpfen.
Die Rahmenhandlung der Schachnovelle spielt auf einem Passagierdampfer auf dem Weg von New York nach Buenos Aires. Der Ich-Erzähler, ein österreichischer Emigrant (wie auch der Autor), sucht den Kontakt zum amtierenden Schach-Weltmeister Czentovic, einem ehemaligen einfachen Bauernjungen mit dem einmaligen Talent zu überragendem Schachspiel. Eine Partie kommt zustande, in der der wohlhabende, ehrgeizige Ingenieur McConnor schließlich gegen Czentovic ein Remis herausholt, das auf den Ratschlägen eines Dr. B. resultiert. Weitere Partien werden vereinbart.
Der Erzähler sucht die Nähe von Dr. B., der ihm von seiner besonderen Beziehung zum Schachspiel berichtet. Letzterer war über viele Monate als Vermögensverwalter von österreichischem Adel und Klerus Gefangener der Nationalsozialisten, eingesperrt in einem Zimmer des Hotels Metropol in Wien. Er war täglichen Verhören seiner Peiniger ausgesetzt, denen es um den Zugang zu Bankkonten und Besitzungen seiner Klienten ging. Einzige Lektüre, die Dr. B. in seine Isolationshaft schmuggeln konnte, war ein Schachbuch mit Partien der Weltbesten. Diese lernte er auswendig und spielte zunehmend gegen sich selbst, in völliger Abgeschiedenheit und nur in seiner Vorstellung. Mehr und mehr Wahnvorstellungen suchten ihn heim, seine Persönlichkeit spaltete sich in „Ich Weiß“ und „Ich Schwarz“. Schließlich wurde Dr. B. in ein Spital eingeliefert, sein Arzt unterstützte erfolgreich seine Entlassung.
Jetzt hier, auf dem Schiff, willigt er ein, gegen Czentovic eine einzige Partie zu spielen. Er gewinnt sie und droht, wieder der „Schachvergiftung“ zu verfallen und weitere Spiele zu bestreiten, wovor ihn allerdings der Erzähler bewahren kann. Dr. B erklärt abschließend, nie wieder Schach zu spielen.
Die erste Ausgabe der Schachnovelle erschien auf portugiesisch 1942 in Rio de Janeiro. Hier, im brasilianischen Exil, hatte Stefan Zweig sie verfaßt. In deutscher Sprache erschien sie posthum 1942 in Buenos Aires, bevor sie 1943 im Stockholmer Exilverlag von G.B. Fischer erstmalig in Europa in die Buchläden kam. Dieser „Glücksfall ausgereifter Erzählkunst“ (Germanist Rüdiger Görner) wurde 1960 mit Curd Jürgens und Mario Adorf unter der Regie von Gerd Oswald verfilmt. Das Büchlein erzielte im Laufe der Jahre eine höhere Millionenauflage, in vielen Schulen war es eine Pflichtlektüre. RS
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Annette Dittert: London Calling
Die ARD-Korrespondentin lebt auf einem Hausboot und erzählt über das Leben der Engländer, deren Eigenheiten, wie es zum Brexit kam und dessen mögliche Folgen. Sie berichtet liebevoll von Orten und Menschen, die in keinem Reiseführer vorkommen. RG
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Stefan Zweig: Die Welt von Gestern
Der Autor (1881-1942) gibt einen teilweise sehr persönlichen Rückblick auf seine Jugend und die Jahre in Wien, Berlin, London und Paris. Er schildert den Hurra-Patriotismus, der viele Nationen in den Ersten Weltkrieg führte, das Wüten der Inflation in Österreich und Deutschland, die Bemühungen Weniger um Einigkeit in Europa, die vielfältigen Veränderungen in der jungen Generation. Eingeordnet in eine detaillierte Beschreibung der politischen und sozialen Zustände verfolgen wir seinen Lebensweg und sein literarisches Schaffen zwischen Optimismus und Resignation, bis der Faschismus von Deutschland Besitz ergreift. Zweigs Bemühen, sein Kampf um die europäische Idee sollte überall in den Schulen des Kontinents mit großer Aufmerksamkeit behandelt werden. RS
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Hellmuth Karasek: Billy Wilder - Eine Nahaufnahme
Wer Filme von Billy Wilder mag, kommt um dieses Buch einfach nicht herum. Wie denkt, fühlt, arbeitet dieser Mann, der Filme schuf wie Eins, Zwei, Drei (1961), Das Mädchen Irma la Douce (1963), Manche mögen’s heiß (1959) oder Zeugin der Anklage (1957)? Insgesamt waren es über 60 Filme, die in mehr als 50 Jahren entstanden und für die er als Autor, Produzent und Regisseur 21-mal für einen Oscar nominiert und sechsmal ausgezeichnet wurde.
Hellmuth Karasek hat uns diesen Mann, der 1906 in Sucha (Österreich-Ungarn) geboren wurde, in vielen Interviews vorgestellt. Über all’ seine Lebensstationen, von Wien über Berlin bis Hollywood - um nur einige zu nennen. Hinzu kommen zahlreiche Originalfotos, hauptsächlich von Drehplätzen zum Beispiel im zerbombten Berlin (für A Foreign Affair, 1947/ 48) und von Stars (Marlene Dietrich, William Holden), mit denen er arbeitete. Dieses einfühlsam und kenntnisreich geschriebene Buch ist ein Zeitdokument der besonderen Art.
Und wer das Thema vertiefen möchte, dem sei das reich bebilderte Buch im Interview-Stil von Cameron Crowe empfohlen: Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder? Beide Bücher sind antiquarisch zu bekommen. RS
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Margot Lee Shetterly: Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen
(Hidden Figures. The Untold Story of the African-American Women who Helped Win the Space Race, 2016)
2013 gründete Shetterly The Human Computer Project. Das Ziel dieser Organisation ist ein Archiv der Arbeit sämtlicher Frauen, die bei der NACA und NASA gearbeitet haben. Ihr Sachbuch berichtet von diesen hochbegabten afroamerikanischen Mathematikerinnen, die in Langley maßgeblich zum Erfolg des Mercury- und Apollo-Programms der NASA beitrugen. Fakten statt Fiktion. GS
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Manfred Geier: Worüber kluge Menschen lachen: Kleine Philosophie des Humors
Ein zweitausendjähriger Streifzug durch das „Land des Lachens“: Beginnend mit Platon - er trieb der Philosophie das Lachen aus - über Kant, der viel Humor besaß zu Karl Valentin, der die Menschen zum Lachen brachte. Vielleicht liegt es ja gar an Platon, daß wir immer noch zwischen U- und E-Musik unterschieden und unsere Unterhaltungsliteratur im Bücherregal hinter Werken verstecken, die uns „gebildet“ erscheinen lassen sollen … GS
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Simon Singh: Fermats letzter Satz - die abenteuerliche Geschichte eines mathematischen Rätsels
von Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv) 2000.
Im 17. Jahrhundert notierte der französische Mathematiker Pierre de Fermat, er habe einen "wunderbaren Beweis" dafür gefunden, daß diese Formel des Pythagoras nicht mehr gilt, wenn die Potenz erhöht wird. Leider hat Fermat außer der Randbemerkung nichts dazu hinterlassen, und so haben sich bis 1995 - der Beweisführung durch Andrew Wiles – Menschen unterschiedlichster Provenienz daran gemacht, das mathematische Rätsel zu lösen. Davon handelt dieses Buch, und es ist atemberaubend spannend. GS
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Dava Sobel und William J.H. Andrewes: Längengrad
Längen- und Breitengrade als nautisches Netz zur Orientierung: Noch im Jahre 1707 erlitt General Sir Cloudesley Shovell mit seiner gesamten Flotte vor den Scilly-Inseln Schiffbruch, weil er den exakten Längengrad nicht kannte ... Während die Breitengrade anhand des Sonnenstandes bestimmt werden können, braucht es zur Ermittlung des Längengrades eine seetüchtige Uhr. Und die wurde von einem schottischen Uhrmacher namens John Harrison entwickelt: 1759 stellte er seine H4 vor, von James Cook 1774/75 auf der Weltumsegelung erfolgreich getestet. GS
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Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik.
16 Aufsätze und Reden. Auch zur Frage der Verantwortlichkeit von Politikern. Und zu Poppers berühmten Satz über die Ideologien unserer Zeit: „Der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produziert stets die Hölle.“ GS
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Uwe Wittstock: Februar 33 - Der Winter der Literatur
„Uwe Wittstock erzählt die Chronik eines angekündigten und doch nicht für möglich gehaltenen Todes“, heißt es im Klappentext des Buches. Vom 28. Januar bis zum 15. März 1933 wird in 35 Kapiteln dem Zerfall des Rechtsstaates und der Errichtung der Nazi-Herrschaft nachgegangen. Begleitet von der äußeren Zementierung eines Diktatur - wie z.B. durch die Notverordnungen, aber auch durch die Straßengewalt der SA-Schlägertruppen - werden die für die Künstler einschneidenden Veränderungen wie mit einem Stroboskop beleuchtet: Klaus Mann erlebt die Besetzung des Theaters mit einem linientreuen Intendanten, George Grosz gelingt die Emigration acht Tage, bevor die Schlägertrupps der SA sein Haus besetzen. Bücher und Filme, Bilder und Vorträge werden verboten, Menschen ausgegrenzt, verfolgt, gequält, getötet für eine menschenverachtende Ideologie.
In einem atemberaubenden Tempo - vier Wochen und zwei Tage - werden alle demokratischen Strukturen zerstört, entscheidet sich, was gesagt, getan und geschrieben werden darf, ja, wer künftig leben darf. Und ebenso atemlos macht das Buch!
"PACKEND UND BEÄNGSTIGEND: DIE VERWANDLUNG DEUTSCHLANDS IN EINE HÖLLE AUS DIKTATUR UND TERROR." , sagt STEN NADOLNY - GS
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Peter Sloterdijk: Wer noch kein Grau gedacht hat - Eine Farbenlehre
In Anlehnung an Cézanne formuliert der emeritierte Professor für Philosophie und Ästhetik: „Solange man das Grau nicht gedacht hat, ist man kein Philosoph.“ Dieser seiner Behauptung spürt er nun nach und wird fündig: In der Philosophie, in der Kunst, in Befindlichkeiten. Es mag den Leser zunächst etwas befremden, aber zweifellos hat Sloterdijk (ich las kürzlich, er sei der heitere unter den Philosophen) eine neue Denk-Spur gelegt. Ein innovatives Buch! - GS
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Rolf Hosfeld: Heinrich Heine - Die Erfindung des europäischen Intellektuellen
Die Biographie des Journalisten Hosfeld zeigt Heinrich Heine (der sich selbst als „entlaufenen Romantiker“ bezeichnete) als kritischen Seismographen seiner Zeit und als einen der ersten Europäer: Zwischen Nationalismus und Populismus, Restauration und Biedermeier erleben wir einen Schriftsteller, der mit den Vorstellungen, die mit der Romantik im allgemeinen verbunden wird, gründlich aufräumt. - GS
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Wiebke Hüster: Birgit Keil. Glück ist, wenn auch die Seele tanzt
Das „Stuttgarter Ballettwunder“ entstand Anfang der Sechziger Jahre mit dem wegweisenden Choreografen John Cranko und herausragenden Solisten wie Richard Cragun, Egon Madsen, Marcia Haydée, Susanne Hanke, Birgit Keil, Vladimir Klos, um nur einige zu nennen. Die Biografien der beiden Tänzer Vladimir Klos und Birgit Keil vermitteln eine persönliche Sicht auf die Entwicklung des Stuttgarter Balletts zu einer der führenden Ballettkompagnien der Welt, gleichzeitig sind sie ein Stück Zeitgeschichte. - GS
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Domenico Gentile Casalinga - Die Küche der süditalienischen Hausfrauen
Die Küche der süditalienischen Hausfrau, vorgestellt von dem Koch und Autor persönlich. Er nimmt uns mit nach Lazio und Puglia, Campania, Calabria und Sicilia. Er bringt uns liebevoll die einfache Cucina Italiana näher. Die notgedrungen preiswerte Küche der Bauern und Winzer, die ihre Schwerpunkte in Gemüse und Brot, in Würsten und Fisch hat und gegenüber dem wohlhabenden Norden Italiens häufig von dem leben muß, was in der Region angebaut wird. Domenico Gentile garniert seine Rezepte mit stimmungsvollen Bildern des italienischen Südens. - RS
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Gerd Danigels: Schöner unsere Paläste
Mit Gerd Danigels Schwarz-Weiß Fotografien taucht der, der jenseits der Mauer wohnte, in eine andere Welt ein. Das zweite Berlin, Hauptstadt der DDR. Menschen in einer anderen Lebenswelt. Hier kann man einiges über den Alltag im real existierenden Sozialismus lernen. Danigel fotografiert zurückhaltend, sucht nicht die Pose, das Arrangement. Er bildet das Leben in beeindruckenden Fotos ab. Etwa wie der junge Stanley Kubrick, der in den ersten Jahren als Street Reporter in New York unterwegs war. - RS
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Edited by Steve Christ: The Polaroid Book - - 254 Photographs by 203 Artists
Empfehlenswert für reifere Semester, aber nicht ausschließlich. Auch für Teenager, die mit ihrem Handy alles ablichten, was irgendeinen „Abdruck“ auf dem Sensor hinterläßt. THE POLAROID BOOK gibt Aufschluß: So fotografierten die Alten/ Uralten mit einer 1933 entwickelten Technik im Sofortbild-Verfahren spannende, ansprechende bzw. für sich sprechende Motive. Besser als die Jungen? Die Sammlung von 254 Fotos von 203 Bildkünstlern ist retro und aktuell zugleich. - RS
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