KreativWerkstatt

Warum in die Ferne schweifen?!

●  Schloß Lichtenstein

●  Hohenzollernschloß Sigmaringen

●  Begegnungen in Immenstaad

●  Fischerhütte Immenstaad

●  Bei Grisu, dem Leguan, und Hanibal, der Schildkröte

●  Quer durchs Land - Diashows Bergluft, märchenhafte Mainau,  Bad Schussenried, Bauernmuseum Kürnbach, Wildtierpark Sonnenhalde


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Schloß Lichtenstein

FahrMalHin-Tipp und Fotos von Claudia aus Immenstaad

Württembergs Märchenschloß, romantische Reise ins Mittelalter

Schloß Lichtenstein 1

72805 Lichtenstein

Tickets an der Kasse, Führungen alle 20 Minuten

Der Roman von Wilhelm Hauff „Lichtenstein - eine romantische Sage aus der württembergischen Geschichte“, erschienen 1826, war Anregung für Wilhelm, Graf von Württemberg, eine mittelalterliche Ritterburg - das Schloß Lichtenstein -  bauen zu lassen, 500 Meter entfernt von der Ruine der Burg Alt-Lichtenstein aus dem 12. Jh. .  Imm > 🚘 112 km

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Hohenzollernschloß Sigmaringen

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Eines der größten Stadtschlösser Deutschlands

Hohenzollernschloß Sigmaringen

Karl-Anton-Platz 8

72488 Sigmaringen

Tickets online/ an der Kasse. Besichtigung auch ohne Führung mit Audioguide in vielen Sprachen möglich.

„Die erste Erwähnung der Burg von Sigmaringen erfolgte bereits im Jahre 1077 in der Chronik des Klosters Petershausen. Die ältesten Teile des Hohenzollernschlosses liegen unter den großen Neu- und Umbauten des 17. und 19. Jahrhunderts verborgen.  Die jetzt noch erhaltenen Burgreste stammen aus der Stauferzeit um 1200 (Burgtor, Palas und Bergfried). Essentielle Burgelemente verschmolzen im Laufe der Epochen mit den Nachfolgebauten. Der Ursprung der Schlossbauten ist weitestgehend identisch mit der äußeren Umfassungsmauer der Burg.“ (Homepage Hohenzollern-Schloß)   Imm > 🚘 64 km

Begegnungen in Immenstaad 2014

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Man mußte wirklich nicht in die Ferne schweifen, beispielsweise auf die Osterinseln oder ins nahe Wladiwostok, um sich überraschen zu lassen. Ein einfacher Spaziergang auf dem berühmten Immenstaader Boulevard Hauptstraße bot damals viele unerwartete Begegnungen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Überzeugen Sie sich!


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Fischerhütte Immenstaad

Seestraße Ost 33

88090 Immenstaad

"Fischerhütten am Bodenseeufer prägten in der Vergangenheit das Ortsbild Immenstaads als Fischerdorf. Die alte Fischerhütte am Kniebach steht als letzte bis heute und ist im Besitz der Fischer-Familie Dikreiter. Der Heimatverein hat sie nun renoviert und als lebendiges Museum neu gestaltet. Durch eingebaute Glasscheiben erhalten Sie Einblicke ins Innere der Hütte, in der einige Originalteile aus vielen Jahren Immenstaader Fischerei-Geschichte aufbewahrt werden. Die Fischerhütte erzählt die Immenstaader Geschichte in den 30er-Jahren, in denen Immenstaad als Fischerdorf bekannt war.“ (Immenstaad-Tourismus)

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Bei Grisu, dem Leguan, und Hanibal, der Schildkröte

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Reptilienhaus, Ehbachstraße 4, 88690 Uhldingen-Mühlhofen

Nicht jeder, der mal eine Schlange oder Echse - natürlich nur aus sicherer Entfernung - sehen will, muß sich auf die Reise machen. Keine Busfahrt quer durchs endlose Indien, kein tropfender Regenwald am Amazonas, keine sengende Sonne im Death Valley, wo die Klapperschlange fröhlich klappert. Alles im Fall nicht unbedingt erforderlich.

Denn: Es gibt ja das Reptilienhaus in Unteruhldingen. Also praktisch um die Ecke. Gegründet wurde es 1976 von Renate und Peter Kisser als eine im Washingtoner Artenschutzabkommen registrierte und staatlich anerkannte wissenschaftliche Auffang- und Pflegeeinrichtung für ausgesetzte, beschlagnahmte, sowie nicht mehr vermittelbare Reptilien. (Website Reptilienhaus)

Die Fotos unserer Diashow zeigen die Tiere in diesem mit viel Sorgfalt gepflegten Reptilienhaus aus nächster Nähe und erklären ihre Lebensgewohnheiten.

Warum also in die Ferne schweifen und sich im Urwald womöglich noch den Fuß verknacksen oder sogar verlaufen!? Ab nach Uhldingen zu Henry, der Boa, und Hanibal, der 44 Jahre jungen Schildkröte.   Imm > 🚘 14 km

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Quer durchs Land

Bergluft zwischen Didamskopf, Niederem und Schoppernau

Wildtierpark Sonnenhalde am Kreuzweiher

Bad Schussenried

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Steinhausen und Umgebung

Steinhausen, Unserer Lieben Frau
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Pfarrkirche Sankt Peter und Paul und Wallfahrtskirche Unser Lieben Frau, 88427 Bad Schussenried, Steinhausen

Nähert man sich dem kleinen Ort Steinhausen (400 Einwohner), so grüßt die wohl „schönste Dorfkirche der Welt“, die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau, schon von Ferne. Die Brüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann haben dieses Kleinod zu Beginn des 18. Jh. für die Reichsabtei Schussenried erbaut und mit wunderbaren Deckenfresken und reichem Stuck ausgestattet - man kennt die beiden auch als Baumeister der Kirche in der Wies in Steingaden.

Die Kirche gilt als:

- Hauptwerk der Wessobrunner Schule

- eines der größten Meisterwerke des frühen Rokoko

- Hauptsehenswürdigekit der Oberschwäbischen Barockstraße und

- Hauptsehenswürdigekit des Oberschwäbischen Jakobsweges.

Sie bezaubert durch wunderbares Licht, eine ebensolche Akustik und einer beeindruckenden Architektur.

„Direkt gegenüber der schönsten Dorfkirche der Welt steht der Landgasthof zur Linde, der im Jahre 1609 vom damaligen Prämonstratenser-Kloster in Bad Schussenried erbaut wurde. Somit zählt heute der Landgasthof zur Linde zu den ältesten Wirtshäusern Oberschwabens und als Meisterwerk des süddeutschen Rokokos. Seit dem Jahr 1889 ist der Landgasthof nun im Familienbesitz der Familie Heinzelmann“, heißt es auf der Homepage oberschwaben-tourismus.de .

Die Linde ist auch beschrieben in: Ebel/Gürtler/ Schmidt 50 historische Wirtshäuser in Oberschwaben und am Bodensee.

Wer sich ein paar Tage im Gasthof Linde gemütlich machen will, den erwarten große, moderne Zimmer mit viel Holz und begehbarer Dusche und Balkon. Zum Dinner begibt man sich, wenn’s wärmer geworden ist, in den Garten, angenehm temperiert durch einen kleinen Teich mit viel Grün, zum Beispiel zu Schweinsbraten mit Semmelknödel oder einem großen Salat mit Mandarinendressing … die Speisekarte variiert, und es gibt auch Themenwochen, wie z.B. „Fischtage“.   Imm > 🚘 70 km

 

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Weitere reizvolle Ziele in der Umgebung laden zum Erkunden ein:

1️⃣ Bad Waldsee: Ein Bummel durchs wunderschöne Städtchen mit Stadt- und Schloßsee und einer bezaubernden historischen Altstadt lohnt sich. Viele Cafés laden zum Verweilen und Schauen ein, ein Bummel durch die kleinen Geschäfte ist auch reizvoll.

2️⃣ Bauernhofmuseum Kürnbach: 40 Gebäude aus sechs Jahrhunderten zeigen das bäuerliche Leben der Menschen früher in Oberschwaben. In den Häusern finden sich Ausstellungen zur Alltags- und Kulturgeschichte, was den Rundgang besonders eindrucksvoll macht. Ausführliche Erklärungen für Groß und Klein.

3️⃣ Bad Schussenried: Klosterkirche St. Magnus: Sie gehört zu den größten erhaltenen spätromanischen Kirchen in Oberschwaben. Modernisierung im 15. und 18. Jh. Unter der barocken Verkleidung erkennt man die spätromanischen Pfeilerarkaden.

Und natürlich darf ein Besuch der Schussenrieder Brauerei Ott mit Deutschlands erstem Bierkrugmuseum nicht fehlen! Es gibt eine Brauereigaststätte mit oberschwäbischen Spezialitäten und einem vielfältigen Veranstaltungskalender fürs ganze Jahr! 

4️⃣ Fahrt ins Blaue durch die Region: Zum Beispiel vorbei an der Schussenquelle, dann zum Keltenmuseum in Herbertingen und zur  Heuneburg - Stadt Pyrene, zum Berg Bussen, und zurück durch eine topfebene Landschaft und der nachgebauten Ritterburg in Kanzach.

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Marienschlucht schlägt Sterne-Restaurant

in der Marienschlucht 2014
in der Marienschlucht 2014

Bitte denken Sie jetzt nicht, ich würde mit meiner Frau nur in Sterne-Restaurants dinieren. Keinesfalls. Haben wir doch in unserem langen Leben gerade einmal drei bis vier dieser Gourmet-Tempel besucht. Wie aber kommt es jetzt, bei eingestandenem Erfahrungsmangel mit den Sphären einer exquisiten, internationalen Küche, zu einer derart kategorischen Aussage?

Ich will Ihnen den etwas skurrilen Zusammenhang erklären: Nach unserem Motto Das Schöne wartet um die Ecke machten wir uns auf den Weg nach Bodmann, hinein ins Abenteuer. Bitte stellen Sie sich zirka 260 ziemlich schmale Holzstufen vor, die in tausend Windungen in eine enge Schlucht gebaut sind, die schwindelerregend steil bergab führen und eigentlich eher etwas für Bergziegen denn für Oldies wie uns sind. Diesen Abstieg nahmen wir an einem späten Maientag des Jahres 2014 gegen Mittag bei subtropischen Temperaturen mutig in Angriff und kämpften uns bergab, vorbei an den Resten der Ruine Kargegg. Denn wir wollten diese von Sagen umwobene Marienschlucht* kennenlernen, deren Erschließung und Namensgebung von dem Adelsgeschlecht derer von Bodmann Ende des 19. Jahrhunderts auf ihrem Grund und Boden ins Werk gesetzt wurde. Glücklich am Fuße der Stiege angekommen, empfing uns unser Bodensee mit einem kleinen, verträumten Strand, wildem Baumbewuchs und der in den Fels gehauenen Abbildung von Maria mit dem Jesuskind, der Namensgeberin dieser Schlucht.

Hier unten herrschte herrliche Fast-Einsamkeit (also maximal zehn bis fünfzehn Zeitgenossen um uns herum. Das ist an Deutschlands beliebtestem See praktisch Menschenleere). Eine Idylle also! Wir setzten uns in den Sand und genossen diesen herrlichen Platz, den phantastischen Blick hinüber nach Sipplingen, freuten uns an den kreuzenden Segelbooten und den am Strand spielenden Kindern. Dumm nur, daß dem beginnenden Hunger nicht abzuhelfen war. Kein Wanderbrot, keine Banane im Rucksack, nicht mal ein Nußriegel. Nichts! Außer einem halben Liter Mineralwasser, aber der war schnell getrunken.

Gleichviel - die Stufen mußten nun auch in umgekehrter Richtung gemeistert werden, wollten wir hier nicht Wurzeln schlagen. Schnaufend, mit altersbedingten Pausen, Knie- und Kreuzschmerzen, leise fluchend, schleppten wir Oldies uns bergan. Die Wände der Schlucht erdrückten uns an manchen Stellen fast, und immer öfter tauchte vor unserem inneren Auge ein frisch gezapftes, kühles Glas Hefeweizen auf, begleitet von einem großzügig belegten Käsebrot mit würzigem Emmentaler. Kurz und gut: der Rückweg wurde zur Marter!

Im Auto, auf dem Weg nach Immenstaad und mit jetzt bösartig bohrendem Hunger, stellten wir entgeistert fest, daß die wenigen Geschäfte der Gegend es am Samstag mit dem Ladenschluß bitter ernst nahmen. Alles war dicht. Auch der Metzger, den wir ins Visier nahmen, lud er doch gerade einige Kartons in seinen PKW, um ins Wochenende abzudüsen. Wir mußten es einfach versuchen, parkten ordnungswidrig, sprangen aus dem Auto und baten auf freundlichste Art und Weise um zwei LKWs, worunter der Kundige Leberkäswecken versteht. Es könnten natürlich auch Wienerle sein, ein Stück Braten - was auch immer! Der Fleischer ließ sich voller Mitleid mit uns Jammergestalten erweichen, schloß noch einmal sein Geschäft auf und verschwand hinter der Wursttheke. Er öffnete den Kühlschrank, zauberte irgendwoher auch noch zwei Semmeln hervor, schnitt ordentliche Scheiben von diesem wundervollen, zartbraunen, in der Schale krustigen, so überaus kräftig schmeckenden Fleischwerk ab und legte eine Tube scharfen Senf dazu. Wir wären mit fast jedem Preis einverstanden gewesen, doch alles blieb in bescheidenem Rahmen. 

Auf die Bank vor der Metzgerei setzten wir uns, bissen herzhaft und mit unglaublicher Wonne in dieses weltliche Göttergeschenk und winkten dankbar unserem Wohltäter - was sage ich: Sternekoch! - zum Abschied. Wir waren gerettet, zwei Leberkäswecken hatten unsere Welt war wieder ein ganzes Stück weit in Ordnung gebracht und uns ein traumhaftes Mahl beschert.

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*Marienschlucht: Anlass für die touristische Erschließung und die Namengebung war die Verlobung von Maria Gräfin von Walderdorff (1871–1958) mit Othmar (1868–1930), dem Sohn von Johann Franz Freiherr von Bodman im Jahr 1897. (Wiki)

Im Mai 2015 gab es hier einen gewaltigen Erdrutsch mit einem Todesfall, so daß die Schlucht bis heute gesperrt ist. Neueröffnung vermutlich im November 2024.

RS 2024

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Kulinarische Lektüre gefällig?

Frank Ebel, Franziska Gürtler, Bastian Schmidt: 50 historische Wirtshäuser in Oberschwaben und am Bodensee

Auch hier bewahrheitet sich: Warum in die Ferne schweifen … Ein gutes Essen, ein feiner Grauburgunder, und das in historischer Atmosphäre! Wunderbar! Und gerade einmal um die Ecke wie der Grüne Baum in Moos. Ein Wirtshaus mit Kachelofen, schöner Holzvertäfelung und vom Singener Künstler Robert Seyfried herrlich gestalteten Glasfenstern. Der heutige Wirt Hubert Neidhart hat einen ganz besonderen Draht zu einem nicht genannten Bodensee-Fischer. Seine den Gästen liebevoll servierten Spezialitäten - wen wundert’s: Fisch. Weithin berühmt auch seine französische Fischsuppe. Und das Brot bäckt er selbst. Aus Emmer. Und mit Gleichgesinnten hat er einen Förderverein „Höri-Bülle“ gegründet. Man möchte hier gar nicht mehr aufstehen, am Kachelofen. Entschuldigung - man sollte unbedingt weiterlesen. Denn in diesem schönen „Restaurantführer“ sind sie versammelt und werden, gekonnt fotografiert, liebevoll und detailliert vorgestellt wie in unserem Beispiel oben. Unsere Wirtshausperlen, fünfzig an der Zahl, rund um den Bodensee und in Oberschwaben. Von Rielasingen bis Überlingen, von Konstanz über  Wangen und Steinhausen bis Lindau. Lesezeit, die sich unbedingt lohnt. Und danach sollte unbedingt zur Tat geschritten werden.

RS 2024

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Unsere Regio - Immenstaad / klick ins Bild!

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Zu Tisch - eine Beobachtung

Gemeinsame Restaurantbesuche machen viel Freude. Sei es mit der Familie samt Tantchen Frida und dem trinkfesten Opa, mit der unternehmungslustigen Hausgemeinschaft, mit dem heldenhaften, unvergleichlichen Fußballverein. Gern auch in beruflichen Zusammenhängen. Oder zum Feiern eines runden Geburtstags, eines Nichtabstiegs aus der untersten Liga. Oder weil die Küche einmal kalt bleiben soll. Anlässe gibt es wahrlich genug.

Da wird mal ein neuer Koch getestet, eine vielversprechende Wiedereröffnung begossen, eine Entdeckungsreise durch obskure Speisekarten fremder Länder gestartet. Freundschaften werden gepflegt, Beziehungen bei einem guten Glas Wein wieder eingerenkt, Mietverträge unterschrieben. Oder man quatscht einfach nur oder spielt Skat. Na ja - Sie kennen das alles.

Umso bestürzender, was in jüngerer Zeit immer wieder beobachtet werden kann. Da versammeln sich Menschengruppen an Tischen, die sich nicht einmal zu kennen scheinen. Geschweige etwas miteinander zu tun haben. Oberflächlich geben sie den Anschein einer Familie: der Mann wie die Frau in ähnlichem, graugrünen, etwas verwegenen Outdoor-Look. Zwei Kinder, vielleicht sieben und neun, weiblichen Geschlechts, sofern man das heute dem Augenschein nach so einfach zuteilen darf, bunt gekleidet. Jeweils vertieft in ein Handy. Die Erwachsenen dito. Vier Personen, vier Handys - und ein Kellner, der versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem er die Speisekarten auf dem Tisch ein wenig hin- und herschiebt.

Der Mann hat Glück. „Viermal Cola, viermal Pizza (Margherita, Capriciosa usw.)“. Der dienstbare Geist verschwindet mit der Bestellung, die Personen eins bis vier starren wieder auf ihre Handys. Das ältere Kind schnauft ärgerlich. Sie schimpft so etwas wie „Blödmann“, ihr Daumen fliegt nur so über das jede Realkommunikation blockierende Gerät. Die übrigen drei heben nicht einmal den Kopf. Jeder ist beschäftigt. Die Getränke kommen, kurz danach die Pizzen. Wer jetzt erwartet hätte, daß die vier Online-Sitzungen beendet werden, sieht sich getäuscht. 

Die erwachsene, männlich erscheinende Person leidet, mit dem Smartphone nun am Ohr, unter Mitteilungszwang. Selbst Gäste fünf Tische entfernt verstehen, daß da einem Elektriker aufs gröbste der Kopf gewaschen wird. Der Lautsprecher wird zum Multi-Tasker und schiebt mit der Linken ein Stück vorgeschnittene Pizza in den Mund. Doch viel Zeit bleibt dem gescholtenen Handwerker nicht zu widersprechen. Die nächste Schimpfkanonade donnert durch den Raum. Der erboste Kunde hat das Stück Margherita runtergewürgt und läßt mal so richtig Dampf ab.

Der Rest des Tisches schaut nicht einmal hoch oder ist interessiert an dem Wüterich. Ein Kind schaut wie die zweite erwachsene Person jetzt ein Video, das andere handhabt Messer und Gabel so geschickt, daß es mit dem kleinen Finger der rechten Hand weiter scrollen kann. Offensichtlich verteilt es Likes.

Die Nahrungsaufnahme der vier ist beendet. Der Kellner wird mit einer flapsigen Bemerkung bedacht, weil das Bezahlen mit Smartphone in dieser kleinen Pizzeria noch nicht möglich ist. Die vier Kommunikationstalente verlassen mit Blick auf vier Displays den Raum.

Loriot würde sagen: „Schön, daß wir uns mal wieder so richtig gut unterhalten konnten.“

RS 2024

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