Hier finden Sie nach unserem kleinen Aufruf im Frühling alle zwölf Zuschriften aus Nah und Fern - vielleicht auch als Anregung für den einen oder anderen Ausflug in den nächsten Buchladen!?
➥ Wir nehmen gern weitere Einsendungen entgegen!
Liebe Leser,
„Es heißt, Bücher finden ihre Leser - aber manchmal brauchen sie jemanden, der ihnen den Weg weist.“
So lautet der erste Satz in Carsten Henns Roman „Der Buchspazierer“. Carsten Henn ist damit, wie ich finde, eine äußerst liebenswürdige Hommage an Leser und Lektüre aller Art gelungen.
Ein Blick auf die vielen Bestsellerlisten, Lesekreise, Literaturclubs und Lektüreempfehlungen in nahezu allen aktuellen Medien und in den unterschiedlichsten Formationen - vom lockeren monatlichen Treff der Bücherfreunde beim Lieblingsitaliener bis zur anspruchsvollen Expertenrunde im Literaturhaus - zeigt: Lesen hat nichts an Attraktivität verloren, Lesen ist „in“, Lesen ist mithin einfach zeitlos!
Und übrigens äußerst demokratisch! Jeder Leser und jedes Buch gilt gleichviel! Gelesen wird, was gefällt. Und das entscheiden die „Konsumenten“ - trotz immer wieder vereinzelt auftretenden Versuchen, das „Leseverhalten“ in dem einen oder anderen Sinne zu beeinflussen. Auf längere Sicht gesehen hat es im Laufe der Geschichte nie funktioniert. Allerdings: Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erscheinen täglich (!) rund 260 neue Bücher in Deutschland! Und da soll man dann eine Auswahl treffen …
Rezensionen und Kritikerrunden können im guten Sinne „Wegweiser“ sein, aber immer entscheidet der Leser! In unserer Sommerausgabe haben wir eine Liste erstellt, indem wir nach „Lieblingsbüchern“gefragt haben. Herausgekommen ist eine, wie wir finden, durchaus repräsentative Auswahl der möglichen Genres. Die Leser haben entschieden!
Ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgemacht haben!
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✏️ Brigitte aus Berlin schreibt:
Meine Lieblingsbücher sind immer die Bücher, die ich aktuell gerne lese. Das „Problem“: Ich weiß nicht, ob ich sie in ein, zwei Jahren (oder gar Jahrzehnten) immer noch so mag.
Viel eher waren Gedichte Begleiter über die Jahre hinweg. Und mögen sie auch aus längst vergangenen Jahrhunderten sein, so haben sie für mich dennoch eine zeitlos gültige Aussage. Vielleicht liegt es an der präzisen Sprache, die Lyrik erfordert: Metrik, Reim und Rhythmus verzeihen kein Abschweifen oder Schwafeln. Lyrik bemüht sich um genaue Begrifflichkeit, versucht, Stimmungen einzufangen, Worte rufen Assoziationen hervor. Es verwundert deshalb nicht, daß es unterschiedliche Interpretationen gibt - aber immer haben diese Gedichte den Lauf der Zeit überdauert und sind nach wie vor präsent. Hier sind zwei Beispiele von vielen:
Eduard Mörike: Um Mitternacht
Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.
Das uralt alte Schlummerlied,
Sie achtet’s nicht, sie ist es müd;
Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
Der flüchtgen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.
(Eduard Mörike: 1804 - 1875 / 1828 im „Morgenblatt für gebildete Stände“ veröffentlicht)
Andreas Gryphius: Es ist alles eitel
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!
(Andreas Gryphius: 1616 - 1664 /Sonett 1637, aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges)
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✏️ Gerdi aus Immenstaad - Meine Lieblingsbücher - zwei von vielen
Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita
Rund 12 Jahre schrieb Bulgakow an seinem Werk, bis er es 1940 beendete. Das Buch war zunächst verboten und wurde erst 1966 als Fortsetzungsroman in einer Moskauer Zeitschrift – allerdings zensiert - veröffentlicht. Auch etwa um diese Zeit erschien in der FAZ das Buch in der deutschen Übersetzung, ebenfalls in Episoden. "Der Meister und Margarita" ist eine vielschichtige Satire auf das gottlose, absurd-bürokratische Moskau während der Stalin-Ära. Wie in jeder Diktatur verkümmern auch hier Menschen zu Marionetten, beherrschen Angst und Verrat das tägliche Leben. Hoffnung erscheint in der Gestalt des "Meisters", jenes verfolgten Schriftstellers, der die Leidensgeschichte Jesu' auf eine erstaunlich moderne Weise erzählt, und in der seiner mutigen und unerschrockenen Gefährtin Margarita, die einen Pakt auf Zeit mit dem gefallenen Engel eingeht, um ihren Liebsten zu retten. Jesus’ letzte Worte am Kreuz, nach der Erzählung des Meisters, waren: „Die größte menschliche Sünde ist die Feigheit.“
Roland Huntford: Scott und Amundsen – Dramatischer Wettlauf zum Südpol
Der Wettlauf zum Südpol zwischen dem Engländer Robert Falcon Scott und dem Norweger Roald Amundsen im Jahre 1911 wird hier präzise aufgerollt und packend dargestellt: Mit einer Fülle von Quellen kann der Leser sehr genau nachvollziehen, wie sich beide Expeditionen auf den 1500 Kilometer langen Marsch durch Eis und Kälte vorbereiteten, wie unterschiedlich die Charaktere der beiden Männer Scott und Amundsen waren, von welchen Wertvorstellungen und Zielen sie geleitet wurden, kann also den Erfolg Amundsens und die Tragik Scotts in der ganzen Bandbreite erfassen. Es ist eine akribische Aufbereitung einer der größten Entdeckungsreisen des 20. Jahrhunderts - und eben deshalb so spannend.
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✏️ Elisabeth aus Immenstaad: Meine Lieblingsbücher sind Begleiter
Die dreizehn Monate von Erich Kästner
Das Taschenbuch ist im AtriumVerlag erschienen und enthält neben den Monatsgedichten von Erich Kästner zu jedem Monat farbige Illustrationen von Hans Traxler.
Kästner widmet jedem Monat ein Gedicht und noch als Zugabe ein Gedicht zum fiktiven 13.Monat. Im Gedicht zum 13. Monat schließt sich der Jahreskreis und Kästner fasst dies mit folgenden Worten zusammen.:
Es tickt die Zeit.Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.
Die Gefühle, die der Autor mit jedem Monat des Jahres verbindet und in poetischer Sprache zum Ausdruck bringt, begleiten mich durch das Jahr. Ich höre die Zeituhr ticken (besonders auch im Februargedicht beschrieben), und sie ermahnt mich, jeden gelebtenTag als Geschenk zu betrachten.
Meike Winnemuth Das große Los oder Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr
Diesen Gewinn nimmt Meike Winnemuth zum Anlass in 12 Monaten 12 Städte der Welt alleine zu bereisen und zu entdecken. Das Buch ist in Briefform geschrieben; 12 Mailbriefe an 12 verschiedene Adressaten aus 12 verschiedenen Städten. Die Adressaten sind Freunde, Eltern, Jonas, ihr Publikumsjoker, der ihr zum Gewinn verhalf und ein interessanter Brief an sich selbst, nämlich an ihr jüngeres Ich. Von jeder Stadt hält sie zehn Punkte fest, die sie beeindruckten und die für sie eine Bereicherung darstellten.
Neben den Reiseberichten fließen in ihren Briefen immer wieder Erkenntnissätze oder eigene Gedanken zu ihrer Lebensphilosophie ein. Sie bedient sich dabei auch Zitaten anderer.
(Leider kann ich die Quellen nicht ausfindig machen). Denn man verlässt mit dem heimischen Gehege eben auch auch das stabile Geländer, an dem man sich immer entlang hangelt. Auf Reisen dem Glück einen Schubs geben, bereit sein, sich auf Neues einzulassen und dabei auch etwas zu riskieren. Etwas finden, was man nicht gesucht hat, darum geht’s beim Reisen wie im Leben. Das Scheitern ist Teil der Versuchsanordnung. Heimat ist nicht da, wo man geboren ist, sondern wo man begraben werden will.
Neben den zitierten Lebensweisheiten hat mich das Buch sehr angesprochen, weil ich viel über ferne Länder und Städte erfahren habe, die ich möglicherweise nicht mehr kennenlernen werde.
Zum Schluss ihres Buches hat Meike Winnemuth für den einen oder anderen, der eine Fernreise antreten möchte, hilfreiche Tipps und Links zur Reiseplanung.
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✏️ Birgit aus Immenstaad - Meine Lieblingsbücher vermitteln Werte
Die Bibel - Altes und Neues Testament
Glaube prägt mein Leben, daher ist die Bibel, die Gottes Wort verkündet, mein Begleiter. Grundlage unserer Werte sind die 10 Gebote, das Alte Testament berichtet davon.
Sie gehören im Christentum zu den Hauptquellen der christlichen Ethik.
Im Neuen Testament sagt Jesus, Gottes Sohn: „Wer an mich glaubt, wird leben.“ Diese tröstliche Botschaft gibt mir Kraft und Zuversicht.
Michael Ende: Wort wie Träume
Auch in diesem Büchlein (das praktischerweise überallhin mitgenommen werden kann, weil es so klein ist), werden Werte vermittelt. Eine prägende Aussage ist beispielsweise: Zuhören können und Zeit schenken ist wichtig! Michael Ende ist ein Märchenerzähler, kein Literat. Er meint, Poesie dürfe sich nicht selbst erklären, sonst höre sie auf Poesie zu sein.
Gerdi und Rolf Scherer: Das sind so Geschichten
Weil sie in schöner Sprache Kindheits-/Schul- und spannende Reiseberichte und Lieblingsgeschichten von Sir Hugo erzählen.
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✏️ Tina aus Hamburg schreibt uns:
Liebe Textangler,
jetzt habt ihr mich wieder mal am Haken. Mein LIEBLINGSBUCH ist - bitte nicht böse sein - ein Krimi. Geschrieben von Robert Harris mit dem deutschen Titel Der Ghostwriter, erschienen 2007. Harris erzählt die Geschichte eines Autors, der vom ehemaligen Premierminister Englands, Adam Lang, angeworben wird, seine Memoiren zu veröffentlichen. (In der Gestalt Langs spiegelt sich stark die Person Tony Blairs, der sich 2003 den Amerikanern im Irakkrieg anschloß.) Der Ghostwriter beginnt seine unter starkem Zeitdruck stehende Arbeit und zieht in das Haus Langs in Martha’s Vineyard in Massachusetts. Zu dieser Zeit ermittelt gegen Lang der Internationale Strafgerichtshof, dem allerdings die USA nicht angehören. Im Laufe seiner Arbeiten am Manuskript stößt der Ghostwriter auf immer mehr Ungereimtheiten, Widersprüche, Verwicklungen, die alle mit Lang, seiner Rolle im Irakkrieg, einem Rüstungskonzern und mit bestimmten Maßnahmen der CIA zu tun haben. Die Situation wird für den Ghostwriter immer brisanter, und er muß selbst um sein Leben fürchten. - Mehr wird nicht verraten.
Ich mag diesen Roman besonders gern, weil er unglaublich spannend ist. Zudem hat er, wie das bei Robert Harris fast üblich ist, feste politische und zeitgeschichtliche Bezüge. Er ist also keine reine „Erfindung“, sondern steht auf einem realen Sockel. Wie übrigens auch Konklave, Imperium oder Intrige. In letzterem geht es um die Dreyfus-Affäre 1894 in Paris. Auch ein Buch, das Geschichte atmet und das man ungern aus der Hand legt, bevor man es ausgelesen hat.
Abschließend: Wer den Ghostwriter gelesen hat, wird sich sicher auch über den gleichnamigen Film unter der Regie von Roman Polanski freuen. Er ist um nichts weniger fesselnd als das Buch. Und ehe ich es vergesse: Intrige von Harris wurde auch verfilmt, auch von Polanski. Ich wiederhole mich: ebenso fesselnd wie Harris' Buch.
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✏️ Martha aus Immenstaad: Meine Lieblingsbücher früher und heute
Der Mensch sollte lesen, wozu es ihn gerade treibt; was er nur aus Pflichtgefühl liest, wird ihm wenig nützen, befand der französische Politiker und Literat François de La Rochefoucauld im 17. Jahrhundert.
Oh ja, dieser Aussage stimme ich voll zu! Wie schön, wenn man schon als Kind an Bücher herangeführt wird. Da es in meiner Kinderzeit außer Radio keine weiteren Medienquellen gab: Lesestoff war zugänglich – über die Schülerbibliothek, sowie in der damaligen Zeppelin-Leihbücherei in Friedrichshafen. Und wie gerne ich las! Beispielsweise Bücher wie Heidi , Rosenresli von Johanna Spyri, Die Familie Pfäffling von Agnes Sapper. Diese Geschichten sind mir immer in Erinnerung geblieben. Wie hab ich mitgefühlt bei Heidis Heimweh, wie hab ich mit der gesamten Familie Pfäffling „mit-gelebt“, bei ihren freudigen, aber auch bei ihren traurigen Ereignissen. Während meiner Kinder- und Jugendzeit hatte ich beim Thema Lesen in meiner Mutter eine absolute Unterstützung, auch sie las sehr gerne (in ihrer äußerst knapp bemessenen Freizeit!).
Warum lese ich heute gerne Biografien? Biografien allerdings nur von Personen, die mir imponieren, die ich wegen ihrer Lebensleistungen schätze. Ich komme nochmals zurück auf meine Schulzeit: Das Fach Geschichte war für mich stets eine willkommene Unterrichtsstunde – daher wohl meine Neigung eher zu „Tatsachen und Wirklichkeiten" als zu Romanen!
Ein Beispiel: Richard von Weizsäcker (1920 – 2015). Er war von 1979 bis 1981 Vizepräsident des Deutschen Bundestages, von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 der 6. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, damit auch der erste Bundespräsident des wiedervereinigten Deutschlands. Am 8. Mai 1985 hielt er die viel beachtete Rede anlässlich der Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestages zum 40. Jahrestag des Endes des 2. Weltkriegs. Diese hat mich sehr beeindruckt, daraufhin war ich neugierig geworden und wollte mehr über ihn wissen. In Hermann Rudolphs Buch Richard von Weizsäcker - eine Biographie habe ich viel über Leben, Beruf, Familie und politisches Wirken erfahren.
Ein zweites Beispiel: Annemarie Renger (1919 - 2008), die „Grande Dame“ der Deutschen Sozialdemokratie und weltweit die erste Frau, die mit ihrer Wahl zur Präsidentin des Deutschen Bundestages im Jahre 1972 (bis 1976) an der Spitze eines frei gewählten Parlaments stand. Von 1976 bis 1990 war sie Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Mir imponiert ihr Wirken – daher mein Interesse für ihre Autobiographie Ein politisches Leben - Erinnerungen.
Diese „gelebten Leben“ mit Höhen und Tiefen erfüllen mich mit großem Respekt und für mich sind diese Bücher absolute Denk- und Diskussionsanstöße. Sie beschreiben ausführlich die zeitgeschichtliche Epoche der damaligen Zeit. Ich denke, ich bevorzuge einfach eher die "Realitäten", die "Wirklichkeiten" und weniger die "Roman- bzw. Phantasiebereiche"!
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✏️ von Rolf aus Immenstaad: Mein liebstes Buch ist von Karl May
Als Kind habe ich unheimlich gern gelesen, und zwar Karl May. Irgendwo in einer stillen Ecke unserer kleinen Wohnung habe ich gesessen. Versunken, gebannt, neugierig auf jedes Abenteuer von Kara Ben Nemsi und seinem tapferen Helfer und Freund Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah (Kann ich heute noch auswendig hersagen!). Ich träumte von Winnetou, Old Shatterhand und den unendlichen Weiten der Prärie, ritt auf einem Pferd wie Hatatitla, dem Freundschaftsgeschenk Winnetous an Old Shatterhand. Ich konnte einfach von Karl May nicht genug bekommen. An acht Bände in meinem Besitz erinnere ich mich. Hierfür räumte mir mein Großvater ein kleines Abteil in seinem wuchtigen, schwarzen Eichenbücherschrank frei. Und ich las weiter, bis mir vor Müdigkeit manchmal die Augen zufielen.
Da war aber auch James Fenimore Cooper mit seinen Erzählungen von Lederstrumpf, dem Wildtöter, dem letzten Mohikaner. Daniel Defoes Robinson Crusoe mit seinem Gefährten Freitag zog mich genauso in seinen Bann wie Robert Louis Stevenson mit seinem Klassiker Die Schatzinsel. Wilhelm Hauff hatte einen besonderen Platz in meinem Bücherschrank-Abteil: Seine Geschichte von Kalif Storch, vom Gespensterschiff, von der abgehauenen Hand. Märchen wie Der kleine Muck, Zwerg Nase, Kalif Storch, Das kalte Herz lese ich heute noch gern. So geht es mir übrigens auch mit Jules Verne. Geschichten wie Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, Der Kurier des Zaren, Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer, Reise um die Erde in 80 Tagen will ich gern als zeitlos bezeichnen. „Freigegeben ab 6 Jahren und empfohlen für alle Semester.“
Kinder lieben Comics. In meinem Fall war das ganz viel Mickey Mouse mit Donald und Daisy, Tick, Trick und Track, Onkel Dagobert, der gern in Geldmünzen badete, mit den Panzerknackern auf der Kohlrauschinsel, Goofy, Pluto, Daniel Düsentrieb. Die Hefte konnte man immer wieder tauschen, keins wurde weggeworfen.
So manchen Schriftsteller möchte ich noch erwähnen, der mich durch die jungen Nachkriegsjahre begleitete. Da wäre Enid Blyton mit vielen spannenden Geschichten der fünf Freunde Anne, Georg, Richard, Julius und Tim, dem Hund. Nicht zu vergessen: Der Polizist Weg Da!, der den jungen Detektiven immer das Leben schwer machte. Natürlich auch Erich Kästner mit seinen Erzählungen: Emil und die Detektive, Das fliegende Klassenzimmer, Münchhausen, Der gestiefelte Kater. Und nicht zu vergessen: Grimms Märchen!
Abschließend nun: Warum Karl May? Mit Winnetou und Old Shatterhand vergaß ich die Welt um mich herum, begab mich auf große Fahrt, schulterte Silberbüchse und Bärentöter, versteckte mich und schlich mich an, bestand unglaubliche Gefahren, freute mich über den Sieg der Gerechtigkeit und des Guten über das Böse. Die Bücher des sächsischen Schriftstellers, der nie an den Orten seiner Erzählungen war, führten mich ein in die Welt des Lesens, der ich bis heute verhaftet bin. Es war wie ein Schlüssel in eine Bücherwelt, die natürlich heute völlig anders aussieht.
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✏️ Nadine aus Freiburg - Lieblingsbücher einer "Leseratte"
Hallo, textangler, was für eine nette Idee, nach Lieblingsbüchern zu fragen. Ich mach’s mal kurz: Da muß ich unterscheiden zwischen Sachbüchern und Romanen. Sachbücher oder Zeitungen lese ich, wenn ich mich zu einem Sachgebiet informieren will. Aber das hat mit „Lieblingsbüchern“ nichts zu tun, finde ich jedenfalls.
Ich lese gerne Romane und Geschichten, die spannend, gut erzählt und unterhaltend sind. Früher hab’ ich gerne „Die Feuerzangenbowle“ (Heinrich Spoerl) gelesen oder „Drei Männer im Schnee“ (Erich Kästner). Oder auch Bücher von Pearl S. Buck: „Das Mädchen Orchidee“ oder von Han Suyin „Alle Herrlichkeit auf Erden“ - was eben so im elterlichen (eher: mütterlichen) Bücherschrank von Bertelsmanns Lesering aufschlug! Später kamen die Thriller von Michael Crichton hinzu, „Jurassic Park“ zum Beispiel oder „Enthüllung“. Heute sind es in direkter Nachfolge eben auch unterhaltsame Bücher, wie z.B. „Geisha“ (Arthur Golden) oder „Der Buchspazierer“ (Carsten Henn) oder Erzählungen von Mario Adorf. Gerne lese ich auch Bücher von Robert Harris, z.B. sein neuestes, „Konklave“ - da geht es um die Papstwahl, für den Autor vermutlich auch ungeahnt aktuell. Auch lese ich gerne die Bücher von Martin Walker und Jean Luc Bannalec: Eigentlich ja Krimis, aber bei Walker erfährt man viel über die Provence und bei Bannalec über die Bretagne. Und beide können sehr spannend und gut erzählen! Oder die kulinarischen Krimis von Tom Hillenbrand, „Teufelsfrucht“ zum Beispiel! Der Journalist Constantin Schreiber hat grade auch zwei interessante „Ägypten-Krimis“ geschrieben: „Kleopatras Grab“ und „Echnatons Fluch“.
Ich geb’s zu: Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen! Bin halt eine richtige „Leseratte“.
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✏️ Robert aus Berchtesgaden schreibt: Meine Lieblingsbücher sollten Realitätsbezug haben
Mich interessiert Literatur über Geschichte und Politik. Außerdem mag ich spannend geschriebene Thriller und Spionageromane. Zwei Beispiele:
Andreas Rödder: Der verlorene Frieden - Vom Fall der Mauer zum neuen Ost-West-Konflikt
Als 1990 die Mauer fiel, war die Hoffnung groß: Man dachte, es breche ein „ Zeitalter der liberalen Weltordnung, des Friedens, der Demokratie“ an. (Klappentext).
Heute ist diese Hoffnung zerbrochen: Die Welt ist in Unordnung, es herrscht wieder Krieg in Europa, die demokratischen und liberalen Kräfte müssen entschieden verteidigt werden. Andreas Rödder analysiert präzise und nüchtern, wie es soweit kommen konnte - und was geschehen muß, damit der Westen und die demokratischen Werte sich behaupten können.
Zur Person: Andreas Rödder ist Historiker, Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Senior Fellow am Kissinger Center for Global Affairs an der John Hopkins Universität in Washington D.C., Leiter der Denkfabrik Republik 21 (2021 gegründet), war Vorsitzender der CDU-Grundwertekommission.
Frederik Forsyth: Der Schakal
Das ist Forsyth’ erster Roman, 1971 erschienen. Ausgehend von dem realen, aber fehlgeschlagenen Attentat auf de Gaulle durch die OAS (die französische Terrororganisation am Ausgang des Algerienkriegs) handelt der Roman von einem Profikiller, der den französischen Präsidenten töten soll. Spannend und mit viel Hintergrundwissen geschrieben. Das macht das Buch letztlich interessant bis heute.
Zur Person des Autors: Frederik Forsyth, geb 1938, war bereits mit 19 Jahren Pilot bei der Royal Air Force, arbeitete dann als Reporter für die Nachrichtenagentur Reuters in vielen europäischen Ländern und berichtete später für die BBC aus Krisengebieten, war, wie er in seiner Autobiographie „Outsider“ schreibt, auch für den britischen Nachrichtendienst MI6 tätig.
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✏️ Heinz aus Berlin: Meine Bücher sollten spannend sein, von A bis Z
Ich kann nicht sagen, daß Daniel Kehlmanns Lichtspiel mein „Lieblingsbuch“ ist. Gleichwohl hat es mich gefesselt wie kaum ein anderes. Stellt sich doch immer wieder, auch heute noch, die Frage: Wie hat es der Nationalsozialismus in relativ kurzer Zeit geschafft, die Menschen auf so starke Weise zu beeinflussen, sie zu Mittätern zu machen, sie auch bei schlimmsten Verbrechen zum Wegschauen zu bewegen? Was war los mit unserer Nation in dieser Zeit? Daniel Kehlmann hat einen Roman, angesiedelt zwischen Fiktion und Realität, geschrieben, der vieles verständlicher erscheinen läßt aus der Zeit, als der Nationalsozialismus Deutschland regierte und die Welt in Atem hielt.
Der Inhalt: Im Mittelpunkt steht das Leben und Schaffen des international bekannten österreichischen Film-Regisseurs Georg Wilhelm Pabst (1885 - 1967) während der Zeit des Nationalsozialismus. Der Autor nimmt die Erzählung der Geschichte des G.W. Pabst zu einem Zeitpunkt auf, als sich sein Protagonist enttäuscht vom banalen Hollywood-Filmgeschehen abwendet und wieder nach Europa zurückkehrt. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sind ihm Ausreisemöglichkeiten versperrt, und er beschließt, in SS-Deutschland weitere - unpolitische - Filme zu drehen. Doch die Wirklichkeit sieht sehr schnell völlig anders aus. Die Reichskulturkammer und Joseph Goebbels persönlich machen ihn nachdrücklich mit ihren Erwartungen vertraut. Auch kreuzen sich G.W. Pabsts Wege mit Leni Riefenstahl und anderen bekannten Gesichtern des damaligen Filmgeschäfts wie Heinz Rühmann oder Helmut Käutner.
Die Frage, die sich der Leser stellt und die Kehlmann meisterhaft beantwortet: Wie kann sich ein Mensch (der berühmte „rote“ Pabst, u.a. mit Die Dreigroschenoper / 1931) einem Regime wie dem Nationalsozialistischen verdingen, ohne in Schuld zu fallen? Lichtspiel ist ein Buch, das mir viele Eindrücke gegeben hat von der NS-Zeit und und den darin gefangenen wie zielstrebig agierenden Menschen. Und es ist fesselnd geschrieben.
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✏️ Von Rüdiger aus Illertissen erreicht uns folgende Buchempfehlung:
Kürzlich sah ich die Verfilmung eines Buches und erinnerte mich: ja, das steht im Bücherregal. Und so habe ich wieder begonnen, den Roman "Ein Mann namens Ove" von Frederik Backman, einem schwedischen Autor erneut zu lesen. Ove ist ein Pedant: er macht tägliche Kontrollgänge in seiner Siedlung, prüft, ob der Müll richtig getrennt wird, schreibt auf, wer falsch parkt. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben, nachdem seine geliebte Frau gestorben ist und man ihm in der Firma den Laufpass gegeben hat. Er möchte sterben. Da zieht ins Nachbarhaus eine junge Familie mit zwei Mädchen ein, und Ove entdeckt sein großes Herz und schließt Freundschaft. Einfühlsam und mit viel Humor beschreibt der Frederik Backman Oves Geschichte und Wandlung.
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✏️ Rosali aus Zürich liebt das Positive:
Von einer Freundin aus Konstanz bekam ich „Altern“ von Elke Heidenreich zum Geburtstag geschenkt. Ich mag Heidenreichs Bücher: Ihren Humor und ihre unaufdringliche Art, Alltägliches so zu beschreiben, daß es zu etwas Besonderem wird. Sie sind für mich eine wohltuende Erholung zwischen all’ diesen „wichtigen“ Büchern, die um Deutungshoheit kämpfen! Und so ist auch dieses Essay vom Altern eine ungeschminkte, humorvolle und kluge Bestandsaufnahme eines Lebensabschnitts: Durchaus persönlich, einerseits. Die vielen Zitate der Kollegen der schreibenden Zunft blenden variationsreiche Sichtweisen ein. Man erfährt: Man muß das Alter weder beklagen noch verklären: Man muß es leben!
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